Die fliegende Schwiegermutter

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Mal ehrlich, lieber Leser, geht Ihnen auch langsam das visuelle Einerlei auf unseren Modellflugplätzen aufs Gemüt? Okay, für sich gesehen ist jede dieser »Extra«, »Cup«, »Katana« oder Modelle im F3A-Look schön, aber kann man immer nur Sahnetorte oder T-Bone-Steak verdrücken? Wie wäre es mal wieder mit Erbsensuppe und Graubrot, oder in anderen Worten: Verspüren Sie gelegentlich nicht auch Sehnsucht nach dem Charme der alten »Telemaster«?

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Aufbau des Hecks

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Zusammenfügen des Vorderteils

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Vereinigung beider Hälften nach beendetem Leistenmanöver

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Kabinenbereich, das optische Herzstück der Schwiegermutter

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Höhenruder, alles aus einem Sperrholzbrett gefräst, keine ausreichende Stabilität, Verzug programmiert

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Aufbau des Flügels aus zwei Hälften, Vereinigung der beiden Sperrholzwänder über zwei Kiefernleisten

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Motorausschnitt nach Schablone, System „Piper“-TC, M6-Gewindestangen als Lager

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Holzbau ist schön

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Kabinenhaube mit Cockpit, links oben der Blinker, das Armaturenbrett

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Probelauf des eingebauten ZG 62S

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Innenansicht mit Trennwand zwischen Vergasertrichter und Schalldämpfer

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Roll-Out zum Erstflug

Beim Ritt durchs Internet fiel uns eines Tages die Anzeige von Schneider-Modellbau (oder Schneider Günter, wie er sich selber nennt) auf: „Man mag sie oder man mag sie nicht“ hieß es, und daneben das Bild einer Krähe, die an Hässlichkeit kaum zu übertreffen ist. Dennoch, das Ding hat Charakter – so der erste Eindruck. Die Kabinenhaube keck auf den unförmigen Körper gesetzt, ein bisschen wie die Legobomber aus dem Kinderzimmer, Aerodynamik und Styling mit dem Vorschlaghammer, irgendwie einzigartig und skurril. Kurzum: Das Ding musste ins Haus.

Der Baukasten

Per E-Mail bestellt, brachte der Postbote sofort nach Zahlungseingang das Kistchen, und natürlich, Sie ahnen es, es war mal wieder keiner zu Hause. So musste Else, die Angetraute (wer sonst), das Paket an der Sammelstelle abholen. Entsprechend schlecht gelaunt und schimpfend empfing sie einen der Autoren abends zu Hause. „Das wiegt mindestens 20 Kilo!“ Auch wenn heftiger Widerspruch erfolgte, die Kiste, und das ließ Schlimmeres ahnen, war wirklich schwer. Nach Öffnen entströmte dem Baukasten der wohlige Holzgeruch einer Tiroler Berghütte: Spanten, Seitenteile auf 22 Pappelsperrholzbretter verteilt, sauber gefräst. Kiefernleisten und Balsabretter aus dem Hause Graupner. Geschätzt entfielen 80% des Inhalts auf Pappelsperrholz und Kiefernleisten. 20% auf Balsabretter.

Erste Bilanz: Gute Qualität der verwendeten Werkstoffe, aber hier würde kein leichtes Mädchen heranwachsen. Die spätere Flugerprobung sollte zeigen, eine stabile Dampframme war entstanden, der gegenüber die zierlichen F3A-Gazellen gut beraten waren, Ausweichmanöver zu fliegen, wollten sie nicht in die ewigen Jagdgründe befördert werden.

Der Bau

Eine richtige Bauanleitung fehlt – diese Unsitte greift zunehmend um sich – frei nach dem Motto: Je teurer der Baukasten, desto sparsamer die Anleitung. Umso fadenscheiniger die einander ähnelnden Begründungen: Wer einen solchen Kasten kauft, hat eigene Vorstellungen und braucht keine Anleitung. Dafür aber die Belehrung: Ein Modellflugzeug ist kein Spielzeug - na prima! Liebe Hersteller, begreift mal eines: Bei jedem Modell, das man zum ersten Mal baut, werden mehr oder weniger gravierende Baufehler gemacht – so zumindest die Erfahrung der Autoren. Sinn einer Bauanleitung ist es, solche meist verständnisbedingten Irrtümer zu vermeiden. Der spätere Bauverlauf stellte dies erneut unter Beweis.

Schneider liefert nicht maßstabsgetreue, aber instruktive Zeichnungen, denen sehr viel, aber eben nicht alles zu entnehmen ist. Des Weiteren verweist er auf Baustufenbilder der Homepage. Wie wäre es denn, wenn man solche Fotos auf einer CD mitliefern würde?

Der Rumpfbau gestaltet sich zügig, Spanten u. Seitenteile sind recht passgenau. Vorder- und Hinterteil werden getrennt aufgebaut und dann über geschäftete Zapfen miteinander verklebt. Hier gibt's dann einen Bautipp. Den hätte man, zumindest nach Ansicht der Autoren, besser unterlassen, denn man soll die Kiefernleisten nach Verkleben beider Rumpfhälften von hinten und vorne einschieben und in der Mitte nach Schäftung verleimen. Entweder waren die Kiefernleisten zu dick, die Aussparungen in den Spanten zu klein oder aber der böse, böse Leim trug die Schuld. Kurzum, die Leisten blieben auf halbem Weg stecken, es fehlte nicht viel und die »Pawnee« hätte ihren Erstflug durch das geschlossene Kellerfenster angetreten. Also unter großem Gefluche heraus mit den Leisten und runterschleifen. Verjüngen Sie mal eine Kiefernleiste von 5 mm x 10 mm auf 4 mm x 9 mm. Eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat! Also: Erst die Leisten zu den Spanten, nun die Seitenteile und dann den Weißleim, der sich seinen Weg an die vorher mit Wasser bepinselten Klebestellen sucht. Alles in allem, der Rumpfbau geht an einem Wochenende zügig vonstatten, die Kombination von Spanten. Leisten und Seitenteilen liefert eine verwindungssteife Konstruktion. Allerdings auf eines hat der Konstrukteur – dem Vernehmen nach Pilot – weniger geachtet: Gewichtsersparnis. Balsaleisten statt der verwendeten aus Kiefer hätten sicher kein kritisches Stabilitätsdefizit zur Folge gehabt. Im Rumpfvorderteil wird kräftigst mit Sperrholzwandungen und Zusatzverstärkungen der 3-mm-Klasse gearbeitet – das ist stabil, aber es wiegt. Der fertige Rumpf brachte dann auch 2000 g auf die Waage. Warten wir ab, wie es sich beim Rest entwickelt.

Kabinenhaube

Sie ist sozusagen das unverwechselbare Erkennungszeichen unserer dicken Berta. Hier hilft ein Ausflug ins Internet, um ein möglichst scaliges Aussehen zu bekommen. Der Aufbau gestaltet sich aus vier Pfosten, einer hinteren, breiteren Strebe und seitlichen Fensterrahmen bzw. Scheibenfassungen, alle zusammen tragen das Dach. Die Haube wird seitlich mit je einer Schraube über Laschen an der Seitenwand befestigt.

Motoreinbau

Ein nach außen abgeleitetes Resorohr? Nein danke! Auch die Anregung, den zweirohrigen Original-ZG-Auspuff direkt unter der Motorhaube zu belassen und das verehrte Publikum mit Baumsägenklängen zu verwöhnen, kann ja wohl nicht ernst gemeint sein. Wir verwenden - wie vorgeschlagen - einen ZG 62, allerdings mit Toni-Clark-Auspuff in der Modifikation »Piper«. Der Edelstahl-Topfdämpfer ist nach hinten in der Flucht der Motorachse angeflanscht, während das Abgasrohr im Winkel von 90 Grad nach unten abbiegend den Rumpf verlässt. Der Motor wird über M6-Gewindestangen am Kopfspant befestigt. Erwähnenswert ist noch die Verwendung von Toni Clarks Ausschnittsschablone für die angesprochene Motor-Schalldämpfer-Variante. Auf den Kopfspant aufgezeichnet, sorgt der nachfolgende Ausschnitt für ausreichende Kühlung der Antriebseinheit im Innenraum. Das ist dauerhaft funktionsfähig, leise und sieht auch noch schön aus.

Die Flugerprobung zeigte später, das Loch für den Luftabfluss im Rumpfboden muss groß genug sein (Eingang/Ausgang 1:2).

Ob man nun den Choke von außen über einen Bowdenzug betätigt oder im Inneren ein weiteres Servo platziert, das diesen bewegt, bleibt dem Geschmack des Einzelnen überlassen. Wir bevorzugen die zweite Version. Man kann so – auch in Notfällen – sicher den Motor abstellen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Motorhaube dem Original folgend umgestaltet. Der Hersteller sieht nach unten einen geraden Boden mit überstehendem Zylinder vor. In Anlehnung an die Originalmaschine ließen wir den Motor unter einer gerundeten Wand mit abschließendem Windabweiser verschwinden.

Leitwerke

Der Aufbau gestaltete sich schnell und unproblematisch. Die Passgenauigkeit der Teile ist gut, die Dämpfungsflossen werden beplankt und fest eingeklebt. Allerdings besteht eine konstruktionsbedingte Schwäche – die Ruder sind vollständig aus einem gefrästen 3-mm-Sperrholzbrett zu fertigen, d. h. Holzmischbauweise mit z. B. Balsaholzspanten und Kiefernleisten besteht nicht. Der Nachteil liegt auf der Hand. Die zur Endleiste umfunktionierten Sperrholzbrettchen neigen zum Verzug bzw. sind schon bei Lieferung verbogen. Im Flug zeigte sich, dass sie instabil sind.

Flügel

Das Folgende, lieber Leser, dürfen Sie sich als ungewollte Komikeinlage nicht entgehen lassen. Eigentlich ist der Aufbau unproblematisch, wenn nicht … aber dazu später. Jede Flügelhälfte setzt man aus zwei Teilen zusammen – einer vorderen Nasenregion und einem Hinterteil, beide werden auf Sperrholzholmen zusammengesteckt, dann über einen oberen und unteren 5 x 10-mm-Kiefernsteg dauerhaft verbunden. Eine seltene, aber sicher zweckmäßige Bauweise. Erster Kritikpunkt: Als Endleiste fungiert wieder ein gefrästes 3-mm-Sperrholzbrett, das zusätzlich Querruder und Landeklappe als Lager dient. Bei starker Belastung scheint hier eine Bruchstelle programmiert. Die Verstärkung durch eine dünne GfK-Einlage bot sich an. Unter den 13 Rippen für eine Flächenseite befinden sich zwei, die etwa 2 mm schlanker sind, ohne dass man für deren Verwendung einen Hinweis in der Zeichnung findet. Natürlich entging dies primär der Aufmerksamkeit der Erbauer – kurz gesagt, die Dinger kamen an verkehrter Stelle zum Einbau. Hinterher kam die Erleuchtung: Die kleineren Rippen waren als Aufnahmestelle für die „Über-Kopf-Strebe“ hin zur Beplankung vorgesehen. Also heraustrennen mit Messer, Dremel u. Laubsäge – bei dieser Gelegenheit meinte einer der Autoren, einem weiteren Irrtum auf die Spur gekommen zu sein: Er glaubte, einen zweiten rechten Flügel gebaut zu haben (Irrtum Nr. 2), zerlegte den gesamten Flügel und steckte ihn in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen. Guter Fortschritt bei der Arbeit, trocknen lassen und am nächsten Morgen verschleifen.

Mit dem Gefühl der inneren Befriedigung sollten dann beide Flächen auf den Rumpf aufgesteckt werden – doch, oh Graus, Sie ahnen es, nun waren wirklich zwei rechte Flächenhälften entstanden. In diesem Augenblick wurde uns klar, was man in der Antike unter Homerischem Gelächter verstand. Es klang uns kräftig in den Ohren, das hämische Lachen aller Modellbaugötter. Was blieb übrig, ein neuer Flächensatz musste her – Dummheit hat halt ihren Preis. Eine kleine Bitte an den Konstrukteur - markieren Sie die Außenseite des Sperrholzhauptholms mit seinen nur scheinbar symmetrischen Steckungslöchern.

Fahrwerksbau

Hier ist der Modellbauer auf sich gestellt. Unter der Maßgabe, möglichst scale und stabil soll es sein, entschieden wir uns für 6-mm-Rundstahl. Fotos von Originalen aus dem Internet lieferten die Vorlage für die zu fertigenden Winkelschablonen, nach denen die Stangen gebogen wurden. Die nun anstehenden Arbeiten setzten aber wirklich Kenntnisse in der Metallverarbeitung voraus: Anglühen des Federstahls unter der offenen Flamme, biegen nach der Schablone, abkühlen, anschließend erneutes Anwärmen und Abschrecken im Ölbad, damit die Elastizität des Metalls wiedergewonnen wurde. Im nächsten Schritt hartverlöten der einzelnen Teile miteinander. Die endgültige Stabilisierung des Fahrwerks erfolgte dann durch Abfangen des dritten Arms über eine am Rumpfspant verankerte Feder. Alles in allem stellt dieser Bauabschnitt hohe, wenn nicht aus Sicherheitsgründen sogar zu hohe Ansprüche an den Durchschnitts-Modellbauer.

Finish

Angelehnt an Originalunterlagen entschieden wir uns für eine gelb/schwarze Farbgebung, diese hebt sich angenehm für das Auge vom Himmel ab. Zur Anwendung kam die gut zu verarbeitende Oratex-Folie. Das Design sollte lustig sein – Else meinte, jetzt werden sie kindisch – denn wir entschieden uns für Biene-Maja-Allegorien. Aufschriften wie „SUMM SUMM AIRLINES“ und „Biene Maja“ lieferte die Firma AIR-C-Race nach unseren Wünschen. Die hinter der Kabinenhaube eingebaute Schleppkupplung wurde mechanisch mit einem Schalter gekoppelt, der einen Blinker bedient: Klinke zu – Blinker an – Klinke auf – Blinker aus. Modellbau ist schließlich eine ernste Angelegenheit.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Der Kaufpreis von 282,– Euro geht in Ordnung, insbesondere, wenn man Konkurrenzangebote vergleicht. Die Holzqualität ist exzellent. Nachteilig, wenn auch verschmerzbar, fällt auf, dass Ruderscharniere, Anlenkungen und sonstige Kleinteile nicht zum Lieferumfang gehören. Ein echtes Manko ist aber das Fehlen eines Drahtfahrwerks! Auf Rückfrage bietet Schneider ein einteiliges, nicht scalegerechtes Duralfahrwerk an, das dem Charakter der Maschine nicht gerecht wird.

Fliegen

Der Abschluss-Check erfolgte zu Hause: Auswiegen, überprüfen der Akkukapazität und Doppelstromversorgung, immerhin 10 Servos waren zu bewegen. Ruderwege, Motoreinstellung, nicht zu vergessen der Reichweitentest usw. Dann endlich die Aufrüstung auf dem Flugfeld.

1. Tag: Nach 10 Metern hatte der ZG 62 die »Pawnee« in die Luft gezogen, Steigflug 45 Grad bei Halbgas. Der erste Eindruck: Maschine etwas schwanzlastig, träge Reaktion auf Querruder, Hilfe des Seitenruders erforderlich. Äußerst bissige Antwort auf Betätigung des Höhenruders. Ein auffrischender Wind wurde von Pilot und Maschine in gleicher Weise als unangenehm empfunden. Die während des Flugs ausgefahrenen Klappen führten zu einer deutlichen Beruhigung – problemlose Landung. Das Wetter verbot weitere Versuche.

2. Tag: Akkus um 5 cm nach vorne verlegt, Reduktion des Höhenruderausschlags um die Hälfte, Expo 40%. 2 bis 3 Minuten nach dem Abheben verwandelte sich die »Pawnee« plötzlich in einen um die Hochachse taumelnden Springbock, der nur mit größter Mühe in der Luft zu halten war. Zu allem Überfluss gab der Motor dann noch seinen Geist auf – die Maschine berührte eine Baumspitze und fiel komischerweise rücklings zwischen zwei Eichen auf einen Laubhaufen. Das Heck wirkte als Knautschzone. Bis eine Handbreit hinter die Kabinenhaube war alles zerstört, der vordere Teil inklusive Flügel war unverletzt.

Was war passiert? Der Gabelkopf (keine Schlauchsicherung!) hatte sich vom Vergaser gelöst – daher der Absteller; im rechten Flügel war ein Pluskabel 2 cm hinter dem Hochstromstecker unter Erhalt der Ummantelung gebrochen, was den Ausfall des Querruders bewirkte. Was wäre der Modellflug ohne die Schadenfreude der Vereinskollegen? Diese im Nacken spürend, begaben wir uns in die Werkstatt, den Vorteil der CNC-Bauweise nutzend.

Herr Schneider schickte nach telefonischer Beratung neue Frästeile: Neubau von Rumpfhinterteil und Leitwerken. Der letzte heile Spant (R9) hinter der Kabinenhaube wurde mit demselben Spant des neuen Hecks gedoppelt, bei gleichzeitiger Schäftung der Gurte, Sicherung durch Kohlerovings, und fertig war die Laube. Kein wesentlicher Gewichtszuwachs, keine Stabilitätsminderung, kein kosmetischer Schaden. Das sind eben die Vorteile der Holzbauweise, wenn Reparaturen anstehen. Die Höhen- und Seitenruder der Erstversion waren grenzwertig stabil und verzugsgefährdet. Beim Neubau wurden Kopfleiste und Randbögen mit 20-g/m²-Glasgewebe verstärkt.

Fortsetzung der Erprobung nach Fertigstellung. Anwerfen, abheben und genießen - so sah es zunächst aus. Bestechendes Flugbild bei nach wie vor nervöser Reaktion auf Höhe und Seite – doch dann unvermittelt Neigung zum Wegtauchen, die schöne Hässlichkeit konnte nur mit gezogenem Höhenruder in der Luft gehalten werden. Notlandung im Kornfeld. Was geschah? Man glaubt es nicht, die Scharnierstifte waren aus dem rechten Höhen- und teilweise aus dem Seitenruder gefallen. Es handelte sich um Kunststoffscharniere eines renommierten Anbieters, beim Modellbauhändler um die Ecke gekauft. Mit Wut im Bauch verzichten die Autoren auf Weiteres.

Nach dem Austausch der Ruderscharniere – es war sonst nichts kaputt – wollten wir es wieder wissen: abheben, trimmen, Streckenflug - das gewohnte schöne Bild. Nach 5 Minuten löste sich beim Geradeauskurs ein rotes Teil. Oh Gott, das Seitenruder. Unsere Vermutung fand bei der Landung eine Teilbestätigung: Die Kuppe des Seitenruders war am oberen Rand der Dämpfungsflosse abgebrochen, die zusätzliche Stabilisierung hatte nicht ausgereicht.

Das Ruder erhielt eine Verstärkung mittels eines Kohlefaserrohrs, und wieder ging es in die Luft, verbunden mit der Frage, was gibt es denn heute? Unsere Geduld erfuhr Belohnung - glatter Start, schönes Flugbild, majestätische Landung. Zur gleichen Zeit überflog eine »JU 52« unsere Region - beide Maschinen bieten eine ähnliche Erscheinung in der Luft – klobiger, kurzer Körper, deutliche V-Form und langsame Grundgeschwindigkeit. Nach einer etwas länger währenden Erprobungsphase war es uns letztlich gelungen, die »Piper« zu einem alltagstauglichen Modell zu machen, das eine Attraktion auf jeder Flugschau ist. Die nervösen Reaktionen auf Höhe und Seite, verbunden mit einer relativen Trägheit auf die Querruder, fordert aber einen gestandenen Piloten. Unserem Vereinskollegen Rolf Leinen danken wir für die schönen Flugfotos.

Mein Fazit

Die hier vorgestellte »Piper Pawnee« ist äußerlich ein Hingucker im täglichen ARF-Einerlei. Sie stellt an den Piloten fliegerisch gewisse Anforderungen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Baukastens geht in Ordnung. Das gelieferte Material weist gute Qualität auf. Allerdings ist ein engagierter Modellbauer mit Erfahrung gefragt, der Spaß daran findet, die ein oder andere konstruktive Veränderung durchzuführen. Dem angesprochenen Personenkreis kann der Erwerb also empfohlen werden.

Technische Daten

Maße
Spannweite 2 700 mm
Länge 1 760 mm
Gewichte

Rohbau komplett 4 374 g
Rumpf voll ausgerüstet 7 600 g
Flügel 2 800 g
Startklar (betankt) 10 400 g
EWD
Schwerpunkt 115 bis 126 mm hinter Nasenleiste
Motor ZG 62S
Motorsturz
Seitenzug
Bezug Schneider-Modellbau
Zollerberg 2
A-6330 Kufstein
www.schneider-modell.at

Dieser Artikel ist in abgeänderter Form auch in der Modell 2/2008 erschienen.